Nach langer Zeit mal wieder Eichsfeld. Und selbst hier – wo bisher aus unserer Sicht die letzten Leute wohnen, die in Thüringen noch Geld haben – macht sich Depression breit. Obwohl noch kein Atom aus Fukushima rausgeflogen ist. Aber der Reihe nach.
Bei Ankunft treffen wir wie vereinbart die Jungs von Solorot, um ihnen die Flyer für unser gemeinsames Bittstädt Open Air zu übergeben. Uli berichtet mir noch, daß es in Heiligenstadt eine kleine, feine, eingeschworene Bittstädt-Fangemeinde gibt. Ich weiß. Genau die hat mich auch vor 10 Jahren da hin auf diesen kleinen Berg im Wald gebracht. Hoffentlich lassen die sich alle reanimieren und kommen zurück back home und so. (word!, brother – Anm. der Redaktion)
Im Saal der Angerschänke läuft wie immer zunächst das Heizgebläse, welches genau über Kopfhöhe hinter der Bühne hängt. Ich sach zum Holger (der Saalinhaber) – haste ma paar Bier für uns? Der Holger sacht ja. … Ich mein – wisst ihr wie ich mein? – er sagt ja – aber es passiert nichts. Das ist wie „Können Sie mir sagen, wo es hier zum Bahnhof geht?“ „Ja.“
Ne halbe Stunde später schick ich den Frisör nochmal hin, und siehe, der kommt dann doch mit einem halben Kasten (!) Bier zurück. Somit können wir auch aufbauen. Wenigstens halb kurz.
Steffen macht noch ein paar Faxen mit Haaren und Heizanlage die von hinten bläst, dann spielen wir. Vor leerem Saal. Es gibt extrem hartgesottene Freunde, die kommen einfach. Aber das füllt den Saal nicht. Später hören wir was rundherum alles abgeht. Excite spielen eine 1-EUR-Party (Hallo Kollegen!) und Knorkator sind in der Nähe. Und etliche andere Parties.
Naja was solls. Dann öffentliche Probe. Wir stellen uns das ausverkaufte Wembley-Stadion vor und spielen.
Der Tonmann klopft auf die Uhr und setzt uns einen Endpunkt. Das führt leider dazu, daß wir die letzte Runde kürzen müssen. Das ist blöd, weil man sich natürlich die dollsten Dinger immer bis zum Schluss aufhebt. Aber so ist das ja oft.
Ein Publikant (Publizist?) bedankt sich in aller Form und meint, es gäbe nicht viele Bands, die vor 5 Leuten genauso spielen wie vor 500. Das bringt den Abend wohl auf den Punkt.
Auf der Heimfahrt stänkert der F wieder mit mir und ich ärgere mich. Ich ärgere mich jetzt noch. Er kann ja – statt hier zu kommentieren – eine Gegendarstellung schreiben, aber er schreibt ja kein Tagebuch. Deswegen bin ich in Sicherheit. (Ich hab Dich lieb. – Anm. vom F)
Halb sex lieg ich dann im Bett und ratze sofort weg. Ich wohne im Grünen und die Vögel veranstalten dazu schon ein ordentliches Gebrüll. Es wird Frühling! Das ist alles was zählt.