Müde, aber erleichtert ächze ich am Sonnabend vormittag aus dem Bett. Gerade habe ich den Auftritt mit meiner anderen Band NEMO hinter mir, wo ich Keyboard spiele und unglaubliche Angst habe. Die ganze Vorbereitungszeit und den Auftritt über habe ich mich auf heute gefreut, auf Rock’n’Roll.
AC/DC liegt mir deutlich mehr als Nightwish. Und in diese unglaubliche Erleichterung und Vorfreude kommt der Anruf von Hoppel (unser Technik-Mann). Der ist komplett eingeschneit und nicht unbedingt willig, ins Oberland zu fahren, weil er der Meinung ist, wir kommen da erst nicht ganz rein, und dann nicht mehr raus. Ich sehe den Gig dahinschwinden. Allerdings sage ich Hoppel, daß ich nicht vorhabe, einen Auftritt wegen irgendwelcher Straßenverhältnisse abzusagen. Nach Rücksprache mit dem Veranstalter stellt sich dann heraus, daß alles gar nicht schlimm ist und wir fahren los. Wir können uns dann davon überzeugen, daß Veranstalter Marcel tatsächlich extra am Vortag den Winterdienst bestellt hat, um die versteckten Straßen räumen zu lassen.
Irgendwann sitze ich in einem klitzekleinen typischen DDR-Style Nebenbühnenraum, rosa gestrichen, den Kopf an die Mauer gelehnt, die Füße auf der Schlagzeugkiste, den Arsch auf einem Konsumstuhl, ein Watzdorfer in der Hand, und schlafe den Schlaf der Gerechten, während Without Words neben mir eine sehr passable Leistung hinlegen. Am Fenster klebt etwa ein Liter Kondenswasser. Und das bleibt das Omen für diesen Abend. Das mit dem Wasser. Nicht mit dem Schlaf.
Der Frontmann von Without Words ist eine Ulknudel mit einem sehr eigenen, sympatischen Charisma. Und er hat verschiedene Gesangsstile ziemlich gut drauf. Am stärksten sind die Jungs und das Bassmädel in der neueren Besetzung mit zwei Gitarren, wobei das Ganze dann ziemlich nach In Flames klingt. Sehr ausbaufähig, „Without Words“ merken! (Hab erst wegen des Namens gedacht, die machen nur Instrumental, oder nur hea hoa hea hea hoa hea hoa hoa).
Dann wir. Erstes Problem: Die Bühne ist übelst klein. Dauernd bleibt man mit der Frisur in irgend einer Gitarre hängen. Mein Bewegungsradius beschränkt sich auf einen Schritt vor und denselben wieder zurück. Zweites Problem: Die Luft wird schnell knapp. Sonst: Kein Problem. Die Leute sind wieder erst sehr zäh, aber wir sind ja zum ersten Mal hier. Drei Stunden reine Spielzeit halten wir durch. Dann ist der Friseur total im Arsch, dem Rest geht’s ähnlich. Es ist einfach kein Sauerstoff auf der kleinen Bühne. Nächstes Mal nehm ich ein Thermometer mit. Es waren gefühlte 35°C. Aber die Party klappt! Als wir merken, daß wir die Setlist nicht durchhalten, spielen wir auf Zuruf. Der Mob mobbt. Der Tobi tobt. Der Schniedel wutzt. Nach überlebter Mugge helfen wir dem Hoppel noch, die tonnenschweren PA-Kisten in den Sprinter zu wuchten. Während sich allerhand verbimmelte Gestalten um uns rum die allerletzte Kante geben. Dann heimwärts. Und dieses Mal eine Premiere für mich: Ich gehe mit, wenn der F und der Friseur im Trompeterschlößchen ein Guten-Morgen-halb-fünf-Spiegelei essen. Leckerlecker. Gute Nacht!